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Einfach gute Ideen finden

Am 9. August 2016,Von Martina PützKein Kommentar

„Lasst uns mal brainstormen“, sagt der Chef und die Meisten werden kurz aufstöhnen. Warum? Weil in den als Brainstormings deklarierten Meetings oft nur Zeit verschwendet wird und die üblichen Verdächtigen ihre Ideen nach vorne bringen wollen. Mit strategischer Ideenfindung und sinnvoller Ressourcennutzung hat das wenig zu tun. In diesen Debattierclubs werden normalerweise Impulse solange diskutiert und zerredet, bis nur die hoheitsaffinen Ideen (die der Entscheider mag) übrig bleiben.

In meiner Agenturzeit war das nicht anders. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, in dem wir anfingen Brainstormings nach der Walt-Disney-Strategie zu planen und durchzuführen. Mit einer kleinen Veränderung gelingt es, an die wirklich guten und vor allem frischen Ideen aller zu kommen und gemeinsame Synergien zu nutzen. Ein richtiges Brainstorming ist eine Zusammenkunft, in der das Meer der Möglichkeiten ausgeschöpft werden kann. Schöpfen ist das Schlüsselwort. Allerdings funktioniert dies erst, wenn ein Grundprinzip beherzigt wird und bestimmte Spielregeln für alle Beteiligten verbindlich gelten.

“The best way to have a good idea is to have a lot of ideas.” Linus Pauling, Chemiker

Gute Brainstormings sind keine Hexerei und auch kein Zufall, sondern eine Entscheidung. Ich stelle euch einen kurzen Auszug aus meinem Online Lehrgang für die Management Circle AG zum Thema Kreativität zur Verfügung damit eure kreativen Meetings leicht und erfolgreich verlaufen.

Auszug aus dem Online Lehrgang:
Die Analyse-Phase
„Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.“ Galileo Galilei

Folgende Eckdaten sollten definiert sein:
► Ziele (Setzen Sie die „um…zu-Formel“ ein)
► Zielgruppen
► Ausgangslage
► Bedingungen oder auch Tabus (In welcher Richtung sollen wir nicht nach Lösungen suchen?)
► Ggf. Budget, Vorlieben, Ausschlusskriterien, etc.

Bitte achten Sie darauf, dass je enger Sie die Ausgangskriterien für die Ideenfindung wählen, desto gewöhnlicher und eingeschränkter werden die Lösungen sein. Die Denkschere setzt dann bereits in den Köpfen an und frische oder andersartige Ideen können erst gar nicht geboren werden.

Bild 1

Die Kreativ-Phase
“Shoot for the moon. Even if you miss it, you will land among the stars.” Les Brown

Der Übergang von der ersten zur zweiten Phase ist die Auswahl der Ausgangsfrage für das folgende Brainstorming. Nur wenn alle Köpfe vom gleichen Startpunkt aus losmarschieren, um Lösungen für das Problem zu finden, können Sie sicherstellen, dass Sie auch die Ideen bekommen, die zum Ziel führen. Die Ausgangsfrage ist gleichzeitig die wichtigste Weichenstellung für das Finden der Lösungen. Sie muss offen formuliert sein, also mit einer W-Frage (oder „inwieweit“) beginnen und ist bereits in Ihrer Zielformulierung (Analyse-Phase) enthalten.

Es ist die Leistung des Moderators, während der Kreativ-Phase, die Teilnehmer immer wieder in neue Denkbahnen zu lotsen bzw. aus Denklöchern herauszuführen. Sie erinnern sich: Ihr Kopf prüft Ihre Erfahrungswelten und sucht nach brauchbaren Ideen, die Sie mit ähnlichen Situation gemacht haben bzw. nach Erfahrungen, die übertragbar sind. Wenn alle Synapsenverbindungen ausgelotet sind, entsteht ein Denkloch. Mit einem neuen Impuls, kann Ihr Kopf in neuen Denkbahnen spazieren gehen und die dort vorhandenen Ideen am Wegrand „auflesen“.

Mit der Umformulierung der Ausgangsfrage, bieten Sie den Teilnehmern die Chance, das Problem von allen Seiten zu beleuchten. Es ist wie ein „Lichtspot“, den Sie von immer neuen Seiten auf das Problem scheinen lassen, um es dort zu erhellen. Die Technik der Umformulierung ist hilfreich, um einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und dem Team zu helfen, eingefahrene Denkbahnen zu verlassen.

strand

Perspektive wechseln: Technik der Umformulierung
Sie können am Ende der Analyse-Phase mit dem Team die Ausgangsfrage für Ihre Kreativ-Phase neu formulieren und alle möglichen Formulierungen sammeln. Achten Sie darauf, dass diese möglichst weit und offen sind. Es ist gut möglich, dass das Team Fragestellungen findet, die der Analyse dienen. Dies ist ein Zeichen, dass das Problem noch nicht von allen Seiten in seinen „harten Fakten“ beleuchtet bzw. verstanden wurde. Prüfen Sie, ob diese Fragen vor der Ideenfindung noch vom Experten beantwortet werden können (müssen).
Einfacher ist es, wenn der Moderator die Umformulierungen der Ausgangsfrage in der Vorbereitung des Meetings selber auswählt und diese immer dann in der Kreativ-Phase einspielt, wenn die Gruppe in einem Denkloch „sitzt“.

„Welche Möglichkeiten hat unser Kunde, neue Kunden für Handyverträge zu gewinnen, indem die Zielgruppen in die eigenen Läden „gelockt“ werden?“
Mögliche Umformulierungen:
► Wie machen wir die Läden für Kunden attraktiv?
► Wie erreichen wir die jeweilige Zielgruppe am besten?
► Wie macht unser Kunde Handyverträge für die Zielgruppen attraktiv/begehrenswert?
► Wodurch können sich die Läden unseres Kunden von den Konkurrenten unterscheiden?
► Wie kommt der Laden/der Vertrag zum Kunden?

Prüfen Sie die Fragen dahin gehend, in welche Richtung der Kopf gelenkt wird. Wie werden die Antworten vermutlich aussehen und wohin gehen Sie in der Lösungsfindung „spazieren“?
Von Kopfstandlösungen sprechen wir, wenn die Umformulierung das Problem 180 Grad dreht. Sie ermöglichen, ein Problem im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf zu stellen, die Perspektive zu wechseln und damit neue Denkbahnen zu öffnen. Am Beispiel von Lucy, dem Schimpansen im Kölner Zoo, wird der Nutzen der Technik sehr deutlich:

Schimpanse Lucy hat Hunger. Außerhalb des Käfigs liegen ein paar Bananen. Alle Bemühungen, an die Bananen zu kommen, sind gescheitert – die Arme sind einfach zu kurz! Lucy‘s Ausgangsfrage ist: „Wie komme ich an die Bananen“?
Die Lösung liegt in der Umformulierung des Problems und der direkte „Kopfstand“ heißt dann:
► „Wie kommen die Bananen zu mir?“

Weitere Umformulierungen eröffnen neue Herangehensweisen:
► „Wie kann ich meinen Arm verlängern?“
► „Wie kann ich andere dazu bringen, mir zu helfen?“
► „Wie kann ich sonst meinen Hunger stillen?“

Spielregeln für erfolgreiche Brainstormings
Schöpfen Sie aus der Fülle! In echten Brainstormings geht es darum, dass alle Teilnehmer gemeinsam Ideen entwickeln und jede Idee gehört wird. In einer angstfreien Atmosphäre, in der Kritik nicht möglich ist, können alle Einfälle gesammelt und weiter entwickelt werden. Der entscheidende Erfolgsfaktor in Brainstormings liegt in der Differenzierung der Phasen und dem Einhalten der dazugehörigen Spielregeln. Weder der Lauteste noch der Schnellste kann seine Ideen durchdrücken, wenn diese Spielregeln eingehalten werden:

Spielregeln:
► Keine Kritik oder Bewertung – egal in welcher Form!
► Jede Idee wird visualisiert (und nummeriert)
► Ideen so kurz und konkret wie möglich formulieren und trotzdem den „Kinofilm“ in die Köpfe der anderen bringen
► Ideen anderer weiterverfolgen (sich inspirieren lassen und weiterspinnen)
► Mutig und verrückt sein (d. h. alte Denkbahnen verlassen und schräg denken bzw. Altes „ver-rücken“)
► Die wichtigste Regel: Quantität vor Qualität

Denken Sie daran: Das Ziel ist es, eine Fülle von Ideen zu finden, um dann die besten daraus auswählen zu können. Die Spielregel „Quantität vor Qualität“ ist dabei neben der Kritiklosigkeit die wichtigste. Ein kleiner Trick hilft hier: Ihre Zielvorgabe für diese Phase ist es, in 20 Minuten mindestens 40 Ideen zu finden – egal in welcher Qualität.
An dieser Stelle kommt im Seminar normalerweise Protest: „Das ist doch Blödsinn! Wir haben ein klares Ziel, wenig Zeit, Zeit ist Geld, wir brauchen die beste Idee, nicht irgendeine, etc.“ Genau. Ich stimme Ihnen völlig zu. Um die beste Idee aber überhaupt finden zu können, brauchen Sie eine möglichst große Auswahl.

Erst wenn Sie Ihrem inneren Zensor ein anderes Briefing, einen anderen Fokus geben und ihn von der ständigen Bewertung der Ideen weitestgehend abhalten, können Sie frische Ideen produzieren. Sie werden feststellen, der eigene „Bewerter“ (Ego) ist in der Kreativ-Phase besonders aktiv und nörgelig. Die Kommentare Ihres Zensors zu Ihren eigenen und den Ideen der anderen werden vielfältig und kritisch sein. Eine Idee, die auf den ersten Blick vielleicht Quatsch ist, kann aber Ihre Kollegen dahingehend inspirieren, Gold daraus zu spinnen.

Sehen Sie selbst:
Ein US-Unternehmen, das sich mit der Bergung von Schiffswracks beschäftigt, ruft zum Brainstorming. Die Konkurrenz ist groß, die Kosten sollen minimiert und das Verfahren zur Bergung vereinfacht werden. Bob, langjähriger Mitarbeiter des Unternehmens, ist zum Brainstorming eingeladen und hetzt von Zuhause los, um nicht zu spät zu kommen. Sein letztes Bild, bevor er aus dem Haus hastet, ist ein Korb mit Tischtennisbällen von seinen Söhnen, den er mit seiner Aktentasche im Rausgehen erwischt und die daraufhin über den Boden hüpfen.
„Wie schaffen wir es, in Zukunft Schiffswracks kostengünstig und leicht zu bergen?“ ist die Ausgangsfrage des Brainstormings. Irgendwann kommen Bob die Tischtennisbälle in den Sinn. Da die Kreativ-Kultur in diesem Unternehmen durch die vorgestellten Regeln bestimmt ist, weiß er, dass verrückte Ideen willkommen sind und seine Kollegen diese weiter „spinnen“ werden. Er hat daher keine Angst, seine Idee zu äußern: „Wir füllen Tischtennisbälle in die Schiffswracks und der Auftrieb bringt sie ganz alleine nach oben!“ Nicht Gelächter oder Gestöhne quittieren diese Idee, sondern seine Kollegen greifen diese Idee sofort auf und „spinnen“ damit rum. Die Konsequenz ist, dass das Unternehmen in Folge dessen ein Verfahren zum Patent anmelden kann: Sie schäumen versunkene Schiffe mit Styroporkügelchen aus. Problem gelöst!

Es ist immer leichter, aus 100 Ideen die besten heraus zu suchen. Viel schwieriger ist es, wenn Sie in Ihrem Prozess nur 10 Ideen durch alle Filter, Bewertungen und Zensur retten. Woher wissen Sie, dass diese dann wirklich die beste Lösung von allen Möglichkeiten sind? „Masse vor Klasse“ ist in dieser Phase ein Muss, damit Sie in der folgenden Bewertungsphase einen Fundus haben, aus dem Sie die besten Ideen auswählen können.

Ihr Kopf wird erst alle alten Ideen und Erfahrungen zusammentragen, bevor neue Denkbahnen und Möglichkeiten miteinander verknüpft werden können! Daher ist es unmöglich, in einem Brainstorming bereits zu Beginn DIE NEUE Idee zu finden. Entspannen Sie sich und geben Sie sich und den anderen kreativen Köpfen erst einmal die Gelegenheit, die Erfolg versprechenden Ideen zu finden. Je schneller alle Köpfe von den „ollen Kamellen“ und gewöhnlichen Ideen geleert werden, desto eher haben Sie die Möglichkeit, dass neue Synapsen miteinander verknüpft werden und Innovation entsteht.

Es ist einfach, viele gute Ideen zu finden, wenn wir abheben und ver-rücken.

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Startschuss für die Kreativ-Phase
Die Kreativ-Phase beginnt mit der Ausgangsfrage. Nutzen Sie eine vereinfachte Brainwriting-Technik, um die ersten Ideen aus ALLEN Köpfen zu holen. Um die Hemmung vor dem weißen Blatt zu nehmen und in kürzester Zeit Ideen als Inspiration für alle zur Verfügung zu haben, nutze ich einen kleinen Trick.
Vor dem eigentlichen Sammeln der Ideen im Brainstorming, bitte ich die Teilnehmer die erste Idee auf eine Moderationskarte (max. 2 Karten pro Person, pro Karte eine Idee in Stichworten, Dauer: Eine Minute) zu notieren. Diese sammle ich ein und hänge sie gut sichtbar auf. Mit der Kartentechnik entstehen innerhalb kürzester Zeit auf diesem Weg bei z. B. 6 Teilnehmern mit zwei Karten zwölf Ideen, die als Ideenbörse fungieren können. Auf diese Weise muss und kann jeder seine ersten Ideen ungefiltert äußern. Bitte nummerieren Sie diese Ideen und fahren dann auf dem Flipchart mit dem eigentlichen Brainstorming fort.

Jede Idee wird notiert – und sei sie noch so unsinnig. Auch hier gilt es, ein Zeichen für das Team zu setzen: Jede Idee wird gesehen und gehört und dementsprechend notiert. Denken Sie daran, die Ideen zu nummerieren, damit Sie in der Bewertung Ideen zusammenfassen und sich direkt auf sie beziehen können. Bei 100 Ideen wird dies sonst extrem schwierig.
Sobald die Teilnehmer sich dem kreativen Prozess ganz hingeben und sich Ideen quasi zuwerfen, entsteht das, was wir „Flow“ nennen. „Mit Flow (englisch: fließen, rinnen, strömen) wird das lustbetonte Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit bezeichnet. Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi hat sich intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt (z. B. in seinem Buch „Flow – das Geheimnis des Glücks“ (Klett-Cotta Verlag, 2007)). Dieses selbstvergessene Tun, was wir als Kinder immer wieder erlebt haben, ist ein schöpferischer Akt. Der Spaß an der Sache, so als ob es um nichts anderes ginge, als um das Fließen und Schöpfen aus der Fülle, ist die beste Voraussetzung dafür, dass Ideen nur so sprudeln. In dem Moment hat sich unser kreatives Selbst gegen unseren inneren Zensor durchgesetzt.

Der Moderator schreibt alle Ideen auf und bleibt trotzdem im Kontakt mit der Gruppe. Er sorgt dafür, dass der „Ball in der Luft“ bleibt, regt zur weiteren Ideenfindung an und wirft immer neue Fragen oder Denkanstöße ein. Er sorgt dafür, dass alle Teilnehmer Ideen äußern und spricht Teilnehmer auch gezielt an. Wenn im Brainstorming alle „bekannten“ Ideen aus den Köpfen sind und auch auf die neu formulierten Fragen keine Ideen mehr dazu kommen, erst dann bietet es sich an, mit neuen Techniken das Thema weiter zu durchleuchten.

Denken Sie an Ihr Ziel, in 20 Minuten auf jeden Fall 40 Ideen zu finden! Das heißt: Tempo und keine Zeit für lange Denklöcher oder noch das private rhetorische Schleifchen um die Idee zu binden.

Die Bewertungs-Phase
„Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.“ Albert Einstein

Endlich! Jetzt dürfen Sie die besten Ideen auswählen und aus der Vielzahl der Möglichkeiten die Erfolg versprechenden auswählen. Um weiterhin respektvoll mit dem geistigen Gut anderer umzugehen, gibt es auch hier keine Diskussion oder Zerreden von Ideen. Das Besondere an dieser Art von Ideenfindung und Kreativ-Meeting ist es, dass eine viel größere Anzahl von Ideen als bisher möglich wird und Wertschätzung die Basis für die Kommunikation ist. Ideen werden gemeinsam ausgewählt, ohne andere dafür kleiner zu machen oder sie abzuwerten.
Die Bewertungs-Phase dient der Auswahl der besten Ideen. Wenn Sie an dieser Stelle in die normale Bewertung oder übliche Diskussion über die Ideen einsteigen, können Sie sich die ersten beiden Phasen sparen. Eine angstfreie Atmosphäre, die Kreativität fördert bzw. möglich macht, ist dann glaubwürdig, wenn sie konsequent durchgehalten wird. Wenn Ihre Mitarbeiter erfahren, dass ihre Ideen an anderer Stelle zerrissen werden können, blockiert das Ego als Schutzfunktion die Ideenfindung bzw. -nennung. Damit nicht der Stärkste oder Lauteste sich in der Bewertungs-Phase durchsetzen kann, gibt es ein klares Regelwerk. Allerdings ist es ohne weiteres möglich, den Kreativ-Prozess nach der zweiten Phase zu beenden. Der Auftraggeber (Experte) bedankt sich für die Ideen und wählt dann einfach alleine die Ideen aus, die ihm oder ihr am brauchbarsten und innovativsten erscheinen oder einfach am besten gefallen. Die Gefahr dabei ist, dass dann vielleicht nur die Ideen das Rennen machen, die der Experte selber gut findet. Ich nenne es den „Scheuklappen-Effekt“.

Der Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur nutzt ein moderiertes Brainstorming mit seinen Mitarbeitern, um Ideen zur Mitarbeitermotivation und -bindung zu finden, ohne dass es sich dabei um monetäre Anreize handeln soll. Nach einer kurzen Analyse- bzw. Briefing-Phase findet das Team (in dem Fall gleichzeitig die Zielgruppe) in 45 Minuten ca. 100 Ideen.
Im Normalfall hätte der Geschäftsführer den Prozess hier beendet, um dann mit seinen Partnern die für sie brauchbarsten Ideen auszuwählen. In diesem Fall ist das gesamte Team bei der Entscheidungsfindung aber mit einbezogen worden. Das Ergebnis hat den Geschäftsführer zutiefst verblüfft: Er war davon überzeugt, dass die Ideen „Erhöhung der Urlaubstage“ und „Firmenwagen“ die Favoriten der Mitarbeiter seien. Das Gruppenergebnis sah anders aus: Die kreativere Gestaltung des eigenen Büros, eine Küche und regelmäßige, gemeinsame Essen und der Wunsch nach mehr Weiterbildung waren die bevorzugten Ideen. Hätte die Geschäftsführung aus den 100 Ideen ihre Favoriten gewählt, wären mit Sicherheit andere Ideen weiter verfolgt worden.

Ablauf der Bewertungs-Phase im Team
Wenn im Vordergrund steht, eine Vielzahl von Ideen zu finden, ist der komplexe Auswahlprozess im Team nicht unbedingt notwendig. Wenn Sie jedoch einen „Gruppenspiegel“ und Konsens über die Ideen erzielen möchten, dann lohnt es sich, die Zeit (20 Minuten, ggf. mehr) in die dritte Phase zu investieren.

a) Zusammenfassen der Ideen
Dies ist der aufwendigste Part in diesem Prozess. Der Moderator prüft alle Ideen mit Hilfe des Teams auf Dopplungen. Wenn Ideen doppelt oder sehr ähnlich sind, werden sie zusammengefasst.
Achtung: Keine Idee wird durchgestrichen. Wenn eine Idee doppelt ist oder mit einer anderen zusammengefasst werden kann, wird diese eingeklammert und die Zahl dieser Idee zu der übergeordneten Idee dazu geschrieben. Es ist übrigens nicht das Ziel, aus 100 Ideen durch Zusammenfassung wieder 10 zu machen. Da Ideen aus Denkrillen heraus entstehen ist es normal, dass Ideen zusammengehören. Auswahlkriterium ist immer, ob eine Idee stärker wird, wenn ich andere unter ihr subsumieren kann, also ob ihre Chance erhöht wird, das Rennen zu machen.
Wie schon erwähnt: Das Besondere in der Bewertungsphase ist, dass es auch hier keine Diskussion über Ideen gibt. Keine Diskussion meint, dass die Gruppe sich nicht darüber streiten kann, ob Ideen zusammengehören oder nicht. Es ist an dieser Stelle auch nicht wirklich entscheidend. Ein viel wichtigeres Zeichen für alle Beteiligten ist, dass nur der „geistige Vater“ oder die „geistige Mutter“ entscheiden können, ob er/sie meint, dass die vorgeschlagenen Ideen zusammengehören. Nur die Urheber können wirklich wissen, was hinter der Idee steckt, also welcher „Film dahinter läuft“.
Wenn die Ideen sortiert sind und alle sich gemeinsam die Ideen angeschaut haben, kann der zweite Schritt beginnen.

b) Bewertungskriterien festlegen
Die Bewertungskriterien, nach denen Sie die Ideen später auswählen, werden gemeinsam festgelegt. Ich empfehle, nicht mehr als 3 Stichworte für die Auswahl der Ideen festzulegen. Sie können z. B. im Team max. ein Flipchart voller Kriterien sammeln und per schneller Abstimmung die 3 wichtigsten festlegen. Die Auswahlkriterien stehen im Prinzip bereits auf Ihrem Analysechart und müssen auf jeden Fall das Erreichen Ihrer Ziele im Blick haben.
Der Experte ist die letzte Instanz, um sein Okay zu geben, ob diese Auswahlkriterien für ihn die richtigen sind. Frage ich den Experten als ersten, kann es passieren, dass der Auswahlprozess sehr eng mit den Vorstellungsmöglichkeiten und Vorlieben des Experten (ggf. Scheuklappeneffekt) verknüpft ist.
Gute Auswahlkriterien sind z. B. innovativ oder ungewöhnlich. Damit stellen Sie sicher, dass das „Gold“ unter den Ideen gefunden wird. Wenn es aber nicht um Innovation, sondern um Funktionalität, schnelle Umsetzung, Kostenersparnis oder Kundennähe geht, wählen Sie diese Prämissen und legen sie als Filter für die Auswahl der Ideen fest. (…)

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