Kreieren ohne Limit bei Eat.Inspiration in Amsterdam
Die eigene Zensur beschneidet unsere kreative Lösungsfindung noch vor der Kritik anderer. Angst vor Fehlern, Blamage oder Versagen sorgt dafür, dass wir lieber auf Nummer sicher gehen. Unser schöpferisches Potenzial wird so nicht genutzt und das spielerische Ausprobieren, das Erweitern und Bereichern unserer Welt verhindert. Dabei trägt jeder von uns ein Meer an Möglichkeiten in sich, das tatsächlich unerschöpflich ist.
Obwohl ich das weiß und im Kreativtraining anderen zu mehr Leichtigkeit in der Ideenfindung verhelfe und Mut mache, das alte Korsett zu sprengen, zwickt mich immer wieder mal mein eigenes. Um meinen Mutmuskel zu stärken und meine Welt zu erweitern, habe ich mir vorgenommen, auf meinen Reisen Interviews mit inspirierenden Menschen zu führen.
Meine Premiere hatte ich mit Marjolein Wintjes im de culinaire werkplaats in Amsterdam.
Hier gehören die innovative Übersetzung von Ideen in Essbares und die Kreation von neuen Geschmackserlebnissen seit 2008 zum Alltag. Neue, ausschließlich vegetarische Gerichte entstehen als eine Fusion aus Kunst, Design und unbegrenzten Themen. Das funktioniert, weil zunächst nur Ideen oder Themen gesucht werden – ohne Beschränkung und Bewertung. „We are looking for the right question, not the solution.“ beschreibt Marjorlein Wintjes, die ursprünglich Sozialwissenschaften studiert hat und Autodidaktin in Sachen Art & Food ist, ihre Herangehensweise. Architektur oder Emotionen als Menü? Kein Problem, wie „spoons full of honesty“ oder „eating architects“ köstlich demonstrieren.
„Empty spaces“ (ein Designprojekt von Rietveld Landscape) schmeckt übrigens nach dunkler Schokolade, roter Beete, Schalotte und jungen Karotten. Eine doppelt schmackhafte Idee, denn in leeren Räumen kann Neues wachsen.
Mit den üblichen Formen und Erwartungen eines Restaurantbesuchs wird im culinaire werkplaats ebenso gebrochen: Mein Geschirr habe ich nach jedem Gang selbst zur Spüle gebracht, mich mit Leitungswasser versorgt und nach dem Essen gezahlt, was mir das fünf Gänge Menü wert ist. Inspirierend waren nicht nur das besondere Essen und Ambiente, sondern auch der Austausch und die Tipps von Marjolein und Eric.
„Trial and error“ heißt wie in jedem schöpferischen Prozess die Devise und nur Mut führt zu neuen Lösungen. Alles ist da und wartet darauf entdeckt zu werden. Also – raus aus den alten Korsetts und rein in das Abenteuer. Ich übe mich auch darin.