Happy being me. Selbstwertschätzung trainieren
In Hamburg habe ich Julia, Plus-Size-Model und Bloggerin, kennengelernt. In ihrem Blog schön.wild schreibt sie über sich und ihre Erfahrungen, ihre Liebe zur Mode und den Prozess, sich selbst zu trauen. Mich hat es sehr nachdenklich gemacht, als wir über Mut und Selbstausdruck im Alltag sprachen und Julia sich darüber wunderte, dass ein modischer Look jenseits von Kleidergröße 40/42 für viele schon undenkbar ist bzw. unter die Kategorie Mut fällt.
Warum ist das so? Ich denke, der gleiche gute Grund, der jeden von uns in bestimmten Situationen zurückhält, wirkt auch hier. Innere Freiheit und Selbstbestimmtheit sind ein gutes Gegengewicht, um für sich selbst zu sorgen (Haltung von Fürsorge). In unserem gemeinsamem Video haben wir über den Mut zum authentischen Ausdruck gesprochen und wie man – oder in dem Fall „Frau“ – sich mehr (zu)traut.
In dem Moment, in dem ich meinen Wert von der positiven Bewertung im Außen, d.h. der Zustimmung und der Bestätigung anderer, abhängig mache, bin ich im Spiel des Egos gefangen. Zunächst in meiner eigenen Wertewelt, welche durch meine Sozialisierung, Erfahrungen und Gelerntes bestimmt wird. Wenn ich meinen Wert selbst kenne (Selbstwert) und mich selbst wertschätze (Selbstliebe), bin ich unabhängig von der Bestätigung im Außen. Ein Kompliment ist dann immer noch schön, die Zustimmung anderer ebenfalls, aber ich brauche diese dann nicht, um wertvoll zu sein bzw. mich selbst gut zu finden. Selbstwertschätzung macht selbstsicher. Aus einer inneren Sicherheit heraus zu agieren macht frei und sorgt für Selbst-Zustimmung. Du entscheidest dich, deine (Eigen-)Macht klug einzusetzen und bestimmst die Art und Weise, wie du dich selbst bewertest. Nutze sie und sei dir selbst gegenüber fair – jeden Tag aufs Neue. Auf deine Gedanken (Bewertungen) folgt das Gefühl. Du hast es in der Hand, dich selbst wertzuschätzen.
Wert-voll im Doppelpack
Trainiere deinen Selbstwert-Schätzungs-Muskel. Anstatt nur auf das eigene vermeintliche Defizit zu schielen und den Fokus vor allem auf die (über)kritische Bewertung zu legen, entdecke und konzentriere dich ebenfalls auf das, was dir bereits gut gelingt. Wenn du dich selbst beurteilst oder kritisierst, dann ab sofort immer in der Zweierkombination:
1. Selbstkritik: Was kann ich besser machen?
2. Selbstwertschätzung: Was habe ich gut gemacht und was ist mir gelungen?
Je öfter wir uns vor Augen führen, dass in jedem Mißerfolg oder Nicht-Gelingen ebenso Momente und Zutaten stecken, die positiv sind, desto balancierter und fairer können wir uns selbst würdigen. Ich hatte vor kurzem eine gute Gelegenheit, das auch für mich zu tun. Für einen TV-Channel sollte ich in der Rubrik „Für dich“ als Trainerin und Coach Tipps und Techniken für den natürlich starken Auftritt einer bestimmten Berufsgruppe vorstellen. Die neunteilige Videoserie wurde in einem Studio gedreht, ein professioneller Moderator war verantwortlich für die An- und Abmoderation meiner Clips und eine Make-up Artistin, die unter anderem bei „Germany’s Next Topmodel“ Teil des Teams war, hat mich fernsehtauglich zurecht gemacht. Professionalität vom Feinsten.
Entmachte den Perfektionisten
Mit dem Thema Professionalität habe ich mich an dem Tag mehrfach auseinander setzen müssen. Wer definiert, was professionell ist? Ist die alte Sichtweise „keine Fehler = professionell“ heute wirklich noch zeitgemäß und das, was Menschen brauchen? Vor Ort erfuhr ich, dass Versprecher ein No-Go sind und es keine Schnitte (Jumpcuts) geben wird, sondern ich meinen Inhalt in diesem Fall neu erzählen muss. Upps, damit hatte ich nicht gerechnet und der Dreh war dadurch sehr anstrengend. Mit dem professionellen Blick der Crew sind mir kleine Brüche, Unstimmigkeiten und die Imperfektion meiner Sätze aufgefallen. Selbstverständlich habe ich mich korrigiert und meinen Beitrag so lange wiederholt, bis alle zufrieden waren. Ich bin mir aber ehrlich gesagt nicht sicher, ob die letzte, perfektionierte Aufnahme die wirklich Beste im Sinne von frisch, frei und natürlich war.
Selbstverständlich geht es auch mir darum, das bestmögliche Ergebnis zu gestalten, und genau das habe ich getan: Mein Bestes gegeben. Trotzdem hat mein innerer Kritiker kurz das Zepter übernommen und mir eine kleine Standpauke gehalten, weil ich Fehler gemacht habe, nicht perfekt und scheinbar nicht so professionell war, wie ich das von mir dachte. Und dann ist etwas Tolles passiert: Ich konnte das akzeptieren OHNE mich in Frage zu stellen. Im Gegenteil. Ich habe mich noch stärker wertgeschätzt, da ich diese für mich unerwartet schwierige Situation so gut gemeistert habe. Einfach so.
Es reicht …. aus! Die gute Nachricht für mich und meinen inneren Perfektionisten: Ich wäre schon viel früher mit mir und meiner Leistung zufrieden gewesen. Ich mochte, was ich gesehen habe und konnte mich gelassen sein lassen. Ich habe in der Situation etwas Entscheidendes für mich erkannt: Ich lege heute viel weniger Wert auf meinen perfekten als auf meinen authentischen Ausdruck. Angemessen und stimmig soll er sein, natürlich. Aber herzlich und nahbar, echt und einfach sind mir wichtiger: Happy being me.
Vielen Dank liebe Martina. Ein wundervoller Beitrag!
Es war mir eine große Freude den Nachmittag mit dir zu verbringen. Du hast mich sehr motiviert und inspiriert.
Drück dich aus der Ferne!
Julia
Das kann ich nur zurück geben und bleib dran!
Liebe Grüße in meine Lieblingsstadt
Martina
Hallo liebe Martina,
ein sehr gelungener Beitrag, der mir eine gute Brücke bietet.
Ein herzliches Danke
Mama