Be-danken statt Ge-danken
In Neuseeland ist mir die positive und entspannte Haltung der Menschen aufgefallen und ich habe bei den meisten eine offene und gelassene Art und Weise im Miteinander erlebt. Unser Reiseleiter Max war ein Paradebeispiel für den entspannten Kiwi. Mich hat interessiert, wie er Angst überwindet bzw. was er anderen rät. Für ihn heißt das Rezept: Finde heraus, wovor du tatsächlich Angst hast und ob es sich lohnt. Höre auf, zu viel zu grübeln und deine Angst durch deine Gedanken aufzublasen.
Gedanken sind ein machtvolles Werkzeug. Sie bestimmen nicht nur einen Teil unserer Gefühle – so wie ich etwas bewerte und über etwas denke, so fühle ich mich – sie gaukeln uns eine (innere) Realität vor, aufgrund derer wir reagieren. Überlasse ich meinen Sorgen und Befürchtungen das Steuer, schlagen Sie wilde Kapriolen und aus der Mücke wird kein Elefant, sondern ein Mammut. Oder eine ganze Herde von Mammuts.
Vermutlich kennst du dieses Phänomen aus deinem Berufsalltag. Wie oft machst du dir Gedanken, ob deine Aussage jetzt das Nonplusultra ist, du gut ankommst oder was der wichtige Entscheider jetzt wohl von dir denkt? Es mag sein, dass Frauen häufiger in solchen Gedankenschleifen gefangen sind als Männer. Kennen tut sie jeder und bringen tun sie eher nichts. Indem ich zu viel über etwas nachdenke, öffne ich meinem Kopfkino Tür und Tor und füttere meinen inneren Zweifler (Ego). Im Moment zu sein und erst einmal abzuwarten wie sich alles entwickelt, ist eine gute Möglichkeit. Augen zu und durch auch. Aber bitte in der Gewissheit (Faith), dass sich alles finden wird.
Obwohl mir das schon lange bekannt und meistens auch bewusst ist, ertappe ich mich immer wieder beim Argwöhnen. Ich rede von Alltagssituationen, in denen ich misstraue, befürchte oder vermute, zweifle und unsicher bin. Oder meinen Fokus auf den Mangel und Missstand lege. Ich habe auf der Neuseelandreise plötzlich wahrgenommen, wie ich in kollektives Jammern einstimme, weil es gesellschaftlich akzeptiert und beinahe zum guten Ton gehört. Ich meine das Schimpfen über das Wetter, den Fokus auf das, was nicht so gut läuft, schmeckt oder aussieht. Ich habe den Eindruck wir wollen uns damit verbinden (annähern) und gleiche Gesinnung zeigen. Indem wir über etwas klagen, z.B. den Kollegen/Chef/Kunden blöd finden, suchen wir Gemeinsamkeit und finden so etwas, worüber wir einer Meinung sind. Ich habe mir vorgenommen, Jammern sein zu lassen, keine Zweifel zu haben und stattdessen mit Dankbarkeit und positivem Blick Dinge zu betrachten. Dem Moment zu vertrauen, eine Haltung von Zuversicht und Faith zu entwickeln, heißt die Alternative. Vertrauen ist meine Entscheidung! Dankbarkeit auch.
Eine Haltung von Zuversicht verhindert pessimistisches und negatives Denken. Ohne sinnloses Grübeln, angstvolles Jammern und wildes Kopfkino wird mein Leben viel leichter und freudvoller. Ein sehr guter Grund, diese Einstellung zur Alltagsmelodie werden zu lassen. Für mich heißt das konkret: Übe dich in der Art deines Denkens*. Mit Affirmationen können wir uns selbst dabei unterstützen, eine zuversichtliche Grundhaltung aufzubauen. Mit solchen positiven und bejahenden Glaubenssätzen können wir altes Denken durch eine neue Sicht ersetzen. Achte darauf, dass keine Verneinungen wie „Ich werde meine Meinung im Meeting nicht mehr zurückhalten“ darin vorkommen. Ermutige und ermuntere dich durch optimistische Selbstaufrufe: „Ich äußere meine Meinung im Meeting. Ich vertraue auf mich und meine Fähigkeiten.“
Jamila und David, mit denen ich ein Haus in Haleiwa (Oahu) geteilt habe, haben mich an die Kraft von Affirmationen erinnert, die ich vor ein paar Jahren regelmäßig angewendet habe. Die beiden kombinieren zustimmende Aufforderungen jeweils mit einem bestimmten Duft (z.B. Aromaölen) und nennen es „Brainspa“. Eine simple und sehr kluge Kombination, da wir Gerüche abspeichern und diese ungefiltert im Gehirn Erinnerungen wachrufen. Verknüpfst du bewusst einen dir angenehmen Duft mit einer Idee, Aussage oder positiven Selbstbestärkung, erschaffst du dir eine (neue) gute Erinnerung. Probiere es aus und nutze so das Potenzial deines Gehirns noch besser. Mich erinnert diese Methode an Synästethiker. Diese haben von Geburt an die Fähigkeit, verschiedene physisch getrennte (Sinnes)Bereiche gekoppelt wahrzunehmen. So sehen sie Buchstaben in Farben oder hören „bunte“ Musik. Wir können uns selbst bestärken und Ängste durch Zuversicht ersetzen, so wie wir auch unsere Muskeln trainieren können.
Ich war sehr angetan von der starken Ausstrahlung, inneren Ruhe und Zuversicht, die sich Jamila und David so selbstverständlich zu eigen machen. Ihr nächstes Projekt ist „organic farming“ in Nordkalifornien und ich freue mich über die Selbstverständlichkeit, mit der sie dieses Abenteuer angehen. Yes, we can. Wenn wir dann noch mit Dankbarkeit auf uns und unser Tun schauen, haben wir starke Mittel, mit denen wir unsere Lebensqualität bestimmen.
* Kleine Randnotiz: Der Reality Check ist dafür ein sehr gutes Hilfsmittel.